Beleuchtetes Gewächshaus bei Nacht

Haltung

Beleuchtung in Terrarien, Frühbeeten und Gewächshäusern

Licht, Licht, Licht und nochmals Licht. Der Stoffwechsel und die Aktivität der Schildkröte wird durch die Lichtmenge, das Lichtspektrum und die Lichtintensität stark beeinflußt. Schildkröten verbinden Licht mit Wärme, und diese Wärme wird zum einen benötigt damit die Schildkröte überhaupt einmal aktiv wird, und zum anderen um auf ihre optimale Stoffwechseltemperatur zu kommen. Die Strahlungswärme sollte dabei - wie in der Natur auch - immer von oben kommen. Heizmatten im Boden können bei der Haltung von europäischen Landschildkröten komplett vernachläßigt werden, da diese das Substrat zu stark austrocknen würden. Die einzige Verwendungsart die mir augenblicklich für eine Heizmatte einfällt, wäre als thermostatgesteuerte Deckelheizung der Schlaf- bzw. Überwinterungskiste im Frühbeet. Allgemein gilt: Licht und Wärme generell an die entsprechende Jahreszeit anpassen.

Bei der Beleuchtung - ganz gleich ob im Terrarium, im umgebauten Kellerraum, Gewächshaus oder Frühbeet - wird zwischen einer Basis- oder auch Grundbeleuchtung und einer UV-Beleuchtung unterschieden. HQI-Lampen strahlen ein sehr helles Licht ab, weswegen sie sich wunderbar als ganztägige Grundbeleuchtung eignen. Sie bestehen immer aus einem Strahler (Gehäuse mit integriertem Vorschaltgerät und Reflektor) und einem separat zu erwerbenden Leuchtmittel (auch Brenner genannt). Als Lichtfarbe sollte man immer NDL (neutral weiß) vorziehen,es sei denn man möchte die Lampe nur als Dämmerungslicht in den Morgen- und Abendstunden kurzzeitig einschalten, dann empfiehlt sich WDL (warm weiß). In der folgenden Abbildung sieht man zum Vergleich zweimal den Aussenstrahler SXL HIT-DE von SLV mit jeweils 150 Watt. Links mit Osram Powerstar HQI-TS 150W 942 NDL (neutral weiß). Rechts mit Osram Powerball HCI-TS 150W 830 WDL (warm weiß).

HQI Strahler. Links mit Osram Powerstar HQI-TS 150W 942 NDL. Rechts mit Osram Powerball HCI-TS 150W 830 WDL
HQI Strahler. Links mit Osram Powerstar HQI-TS 150W 942 NDL. Rechts mit Osram Powerball HCI-TS 150W 830 WDL

Die genannten HQI-Strahler gibt es von SLV oder auch von anderen Herstellern in unterschiedlichen Ausführungen von 70 bis weit über 1000 Watt. Zum Ausleuchten größerer Flächen z.B. in einem Gewächshaus habe ich mit den 400 Watt-Strahlern Tempo RVP351 HPI-TP von Philips in der Übergangszeit sehr gute Erfahrungen gemacht. Alle Strahler, ganz gleich in welcher Wattleistung, müssen unbedingt mit dem gelieferten Schutzglas betrieben werden, da das Sicherheitsrisiko bei einer HQI-Explosion ohne Schutzglas für Tier und Mensch viel zu hoch ist. Das Entfernen des Schutzglases macht auch überhaupt keinen Sinn, da viele Brenner inzwischen zusätzlich einen UV-Blocker eingebaut haben, der ebenfalls die UV Strahlung herausfiltert, so dass auch ohne Schutzglas keine Vitamin D-Synthese sicher gestellt ist.

Zur ganztägigen UV-Bestrahlung eignet sich als zusätzliche Lichtquelle z.B. die Bright Sun von Lucky Reptile. Diese gibt es in 35W, 50W, 70W und 150W und muß mit einem passenden Vorschaltgerät betrieben werden. Vor allem die Bright Sun Ultra Desert liefert ein sehr helles Lichtspektrum von ca. 6000K und wird von allen Schildkröten sehr gerne angenommen. Auch wenn die Ultra Desert für Wüstentiere deklariert ist, kann man diese Lampe bei einer entsprechend verfügbaren Fläche auch für mediterrane Landschildkröten verwenden. Wichtig ist, dass die Schildkröten ihre Wärme- und Kältezonen haben und sich ihren bevorzugten Platz (ob Sonne oder Schatten, ob warm oder kalt) selber raussuchen können.

Wer eine ganztägige Bestrahlungskombination aus HQI- und UV-Lampen einsetzt, kann bei mediterranen Landschildkröten auf eine kurzzeitige UV-Bestrahlung mit starken UV-Lampen wie z.B. der Osram Vitalux komplett verzichten. Bei der Haltung von afrikanischen Landschildkröten dagegen, halte ich den Einsatz von starken UV-Lampen wie der Osram Vitalux über einen Zeitraum von 3-4 Stunden über die Mittagszeit für durchaus angemessen, sofern die Lampen den Messergebnissen entsprechend montiert werden. Fabrikneue Lampen sollten mindestens 30 Stunden einbrennen bevor diese den Schildkröten zugeschaltet werden. Da die gemessene UV-B-Intensität von z.B. 20 µW/cm2 bei einer starken UV-Lampe nicht das selbe ist wie in der freien Natur, wird die UV-B-Intensität (Solarmeter 6.2) sowie auch der UV-Index (Solarmeter 6.5) gemessen. Der daraus resultierende Solarmeter-Quotient SM 6.2 : SM 6.5 gibt einen groben Aufschluß über das Spektrum der Lampe bzw. ob und wie diese noch eingesetzt werden kann.

Alle UV-Lampen verlieren nach und nach ihre UV-Strahlung. Dies bedeutet aber nicht, dass die Lampe auf einmal aufhört zu leuchten, auch wenn die Lampen nach Jahren noch hell leuchten wird ab einer gewissen Brenndauer keine UV-Strahlung mehr abgegeben. Entweder vertraut man den Herstellerangaben und wechselt je nach Laufzeit (ca. 1 Jahr) die entsprechenden Lampen einfach aus, oder man misst den Restwert mit einem Meßgerät (Solarmeter 6.5) und entscheidet individuell. Eine pauschale Leuchtmittel- und Abstandsempfehlung ist leider nicht möglich. Leuchtmittel und Abstände müssen immer an die jeweiligen Gegebenheiten angepaßt werden.

Wer sich mit der Thematik Licht im Terrarium näher beschäftigen möchte, findet auf der Webseite von Sarina Wunderlich umfangreiche Informationen zum Thema.