Für die Überwinterung von Landschildkröten aus europäischen Ländern stehen u.a. folgende Überwinterungsmethoden zur Auswahl:
- Überwinterung unter unkontrollierten Bedingungen im Freiland
- Überwinterung unter kontrollierten Bedingungen im Keller, Lichtschacht oder Kühlschrank
- Überwinterung unter teilweise kontrollierten Bedingungen im Frühbeet oder Gewächshaus
Überwinterung unter unkontrollierten Bedingungen im Freiland
Eine unkontrollierte Überwinterung im Freiland, ist in unseren Breitengraden ohne weitere Vorkehrungen (Überwinterrungsgrube) nicht möglich und daher strikt abzulehnen.
Überwinterung unter kontrollierten Bedingungen im Keller, Lichtschacht oder Kühlschrank
Eine kontrollierte Überwinterung in einem Gewölbekeller bei 4-7°C oder auch in einem Kühlschrank ist durchaus möglich und wird auch sehr häufig praktiziert. Ein Problem sehe ich bei dieser Überwinterrungsmethode allerdings in der Vorbereitungs- und Übergangszeit. Sofern man nämlich nicht über ein Frühbeet verfügt, ist man gezwungen, die Schildkröten relativ früh ins Haus zu holen. Dort werden sie dann in vielen Fällen in ein Terrarium gesetzt, in welchem die Grundtemperatur zu hoch ist. Da in bewohnten Räumen eine Nachtabsenkung unter 10°C nicht zu erwarten ist, können die Schilkdröten ihre" innere Uhr" nicht umstellen. Anders sieht es aus wenn man die Schildkröten in einem leicht beheizten Frühbeet langsam auf die Winterstarre vorbereitet. Sobald die Schildkröten inaktiv sind, werden sie in Überwinterungskisten gesetzt und anschliessend in den Kühlschrank oder Gewölbekeller überführt.
Überwinterung unter teilweise kontrollierten Bedingungen im Frühbeet oder Gewächshaus
Mein persönlicher Favorit ist die Überwinterrung in einem Frühbeet oder Gewächshaus. Da die Schildkröten dort durch die kürzer werdenden Tage und die kälter werdenden Nächte optimal den Auslösefaktoren der Winterstarre ausgesetzt sind. Hierzu ist es allerdings unbedingt erforderlich, das Frühbeet frostsicher aufzustellen, was initial natürlich mehr Arbeitsaufwand bedeudet (siehe Fotostrecke "Ein Frühbeet für die ganzjährige Haltung von europäischen Landschildkröten") und bei der Gehegeplanung von vorn herein mit einkalkuliert werden sollte. Dafür entfällt das Umsetzen der Tiere in Überwinterungskisten und ermöglicht den Landschildkröten eine ganzjährige naturnahe Haltung in ihrer gewohnten Umgebung. Je nach Wetterlage kann in der Übergangszeit tagsüber noch eine Lampe hinzu geschaltet werden. In der Nacht oder auch tagsüber wenn die eingestellten Temperaturen unterschritten werden, schalten sich (je nach Größe des Frühbeets) mehrere Dunkelstrahler (z.B. Elstein) ein, welche über einen Temperaturfühler (z.B. Thermo II) gesteuert werden. Sobald die Schildkröten deutlich inaktiver werden, wird das Frühbeet noch etwas mit Laub gefüllt und die Temperatursensoren werden auf 6°C eingestellt. Anschliessend werden die Frühbeete mit Malerflies und einer Gewebe-Plane abgedeckt. Thats it!
Wichtig: Die Temperaturen sollten auf jeden Fall regelmäßig überwacht werden, damit man im Notfall (defekte Lampe, Sicherungsausfall etc..) reagieren kann. Im Idealfall wird das Frühbeet im ersten Winter nach der Fertigstellung einem "Testlauf" ohne Schildkröten, dafür mit einem Messgerät unterzogen. Ein Nachteil dieser Überwinterungsmethode gegenüber der Kühlschrankmethode ist allerdings, dass keine Kontrolle der Schildkröten stattfinden kann, da sich die Schildkröten u.U. sehr tief ins Erdreich vergraben und somit schwer zu finden sind.
Ich betreibe diese Methode im Schnitt mit ca. 60-80 Schildkröten jährlich nun schon seit fast 10 Jahren (auch mit Jungtieren im Schlupfjahr) ohne einen einzigen Ausfall, und freue mich jedes Jahr aufs Neue wenn die Schildkröten selbstständig aufwachen und sich an die Oberfläche frei graben.
